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AVIDA 2015 03

Herbst 2015 | AVIDA 63 Man hört immer wieder, dass Stress die kognitiven Leistungen ein- schränkt. Liegen dafür tatsächlich wissenschaftliche Beweise vor? Ja, für einen Zusammenhang zwischen Stress, Emotion, Ler- nen und Gedächtnis gibt es viele experimentelle Hinweise. Dabei ist es auch wichtig zu definieren, was man mit Stress meint. Nicht jeder Stress ist schlecht, aber chronischer Stress, dem man privat oder beruflich nicht entkommen kann, kann schwerwiegende Auswirkungen auf das Gehirn und andere organe (Herz, Kreislauf, Darm u.a.) haben. Stress wirkt ja zu- nächst auf das Gehirn ein, das daraufhin eine Stressreaktion auslöst, um mit ihm fertig zu werden. Wenn der Stress aber nicht verschwindet, bleibt die Stressreaktion aufrecht und kann schwerwiegende Auswirkungen auf viele organe – auch das Gehirn – haben. Ständig erhöhte Spiegel von Stresshormonen haben einen negativen Einfluss auf Gehirn- regionen, die für Lernen und Gedächtnis wichtig sind, und aktivieren andererseits Gehirnregionen, die auf die Emoti- ons- und Stimmungslage entscheidenden Einfluss haben. Ich höre immer wieder von Betroffenen, dass sie unter Stress auch nachts nicht zur Ruhe kommen, das betrifft Leistungssportler ge- nauso  wie Topmanager.  Lässt  Stress  die  Menschen  tatsächlich schlechter schlafen?  Chronischer Stress wirkt auf bestimmte Hirnregionen in einer Weise ein, die das emotionale Gleich- gewicht stört. Im Extremfall können sich daraus Angsterkran- kungen und Depressionen entwickeln. Nicht zuletzt deshalb zählen Depressionen zu den stressassoziierten Erkrankun- gen. Viele Hirnregionen und Überträgerstoffe sind bei De- pression betroffen: Serotonin, Noradrenalin, Glutamat und wahrscheinlich ein Dutzend anderer Botenstoffe. Melatonin ist entscheidend am Tag- und Nachtrhythmus beteiligt, ein Rhythmus, der bei Depression gestört ist, der aber genauso bei Stress und emotionalem Ungleichgewicht durcheinan- derkommt. An der Universität Innsbruck wurde gezeigt, dass permanenter Stress zu großflächigen Entzündungen im Darm führt, was enor- me Auswirkungen auf die Darmbarriere und auf die Produktion von Hormonen und anderen Botenstoffen hat. Die Darmbakterien sterben ab, die Membranproteine der „Tight Junctions“ lösen sich auf, Giftstoffe und Allergene können bis ins Blut gelangen. Man nimmt an, dass diese „Silent Inflammation“ sogar die Ursache von Alzheimer und Demenz sein könnte.  Das kann ich nur bestäti- gen. Es gibt sehr viele Forschungen – auch beim Menschen – zu den neurotoxischen Effekten. Über welche Mechanis- men die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut bei chroni- schem Stress steigt, ist nach wie vor nicht im Detail bekannt. Die erhöhte Durchlässigkeit bringt aber viele Probleme für den Darm, denn plötzlich kommen Toxine und Krankheitser- reger in die Darmwand, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Man weiß heute, dass alle Signalwege im Körper durch die Bakterien im Darm beeinflusst werden. Das Im- munsystem ebenso wie unser Stoffwechsel oder psychische Reaktionen. Das heißt also, dass Stress auch das Immunsystem so negativ be- einflussen  kann,  dass  Menschen  dann  leichter  krank  werden. Stress hemmt das Immunsystem, sodass die Krankheits- und Infektanfälligkeit steigen. Das ist aber nicht die einzige Aus- wirkung. Über das autonome Nervensystem kommuniziert das stressgeplagte Gehirn mit fast allen organen und kann deren Funktion beeinflussen und sie dauerhaft in eine Situa- tion versetzen, die einem akuten Notfall entspricht. Das hat Einfluss auf Herz und Kreislauf, aber auch auf den Darm. Ich möchte noch auf das Thema Probiotika und Stress kommen. Es wurden bereits spezifische Probiotika entwickelt, die entzündungs- hemmend auf die Darmschleimhaut wirken und so einen positiven Einfluss auf die Darm-Hirn-Achse nehmen können. Gibt es für diese Wirkung der Probiotika bereits wissenschaftlich überzeu- gende Arbeiten? Eine exzellente Arbeit wurde 2011 publiziert, welche die gesamte Forschungswelt in Aufruhr brachte. Die Probiotika gefütterten Mäuse waren viel stressresistenter als ihre Artgenossen und es zeigte sich, dass durch die Gabe von probiotischen Darmbakterien das Verhalten eindeutig positiv stimulierbar war. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das auch beim Menschen so ist. Speziell, dass durch medizi- nisch relevante Probiotika das Ausmaß an Konzentrations- fähigkeit steigt und die emotionale Stabilität verbessert wird. PRoMoTIoN ALLERGoSAN BAUCH AN HIRN, BITTE MELDEN! 0315.kern220x280NET_Layout 1 21.08.15 12:10 Seite 63 0315.kern220x280NET_Layout 121.08.1512:10 Seite 63

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