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AVIDA 2015 04 - Gesundheit

Wichtige Allianz von Leber und Darm

winter 2015 | AVIDA 67 Sie arbeiten an Studien zum Zusammenhang zwischen den Darmbakterien, der Leber und der Immunfunktion.Diese Aktivitäten haben vor allem gezeigt,dass man diese Zusammenhänge noch viel intensiver erforschen muss, dass die Besiedlung des Darms mit gesunden Bakterien von enormer Bedeutung ist,um vielleicht sogar dem Anstieg von Lebererkrankungen Einhalt gebieten zu können. Können Sie uns dazu etwas sagen? Bei leberzirrhose, dem endstadium chronischer lebererkran- kungen, ist die Zusammensetzung der Darmflora verändert, die Darmbarriere gestört und dadurch stärker durchlässig. Infolgedessen wird das Immun- system der Patienten überlastet, es kommt zu einer Verschlechterung der leberfunktion und die Patienten werden vermehrt infektionsanfällig. eine Beeinflussung der Darmflora mit Probiotika könnte durch die Verbesserung der bakteriellen Vielfalt im Darm sowie der Barrierefunktion die leberfunk- tion wieder stärken und vielleicht auch die Infektionsanfälligkeit verringern. In vielen Zeitschriften wird heute darauf hingewiesen,dass der Zustand des Darms, vor allem die vielfältige Besiedlung durch Darmbakterien, Einfluss auf die seelische Befindlichkeit hat. Inwieweit könnte eine gestörte Verbindung zwischen Darm und Leber auch einen Zusammenhang mit psychischen Problemen haben? spezielle signalmoleküle – sogenannte neurotransmitter, die im Darm entstehen – und bakterielle Produkte aus dem Verdauungsorgan können bis ins Gehirn gelangen. wir sprechen hier von der Darm-Hirn-Achse. In Tiermodellen konnte ein Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung der Darmbak- terien und Angst gezeigt werden – in der klinischen Medizin ein Zusammen- hang mit Depressionen. SeelischeVerstimmung,Depression und Burnout sind heute in aller Munde,werden oft aber nicht ernst ge- nommen.Nach wie vor sind viele der Meinung,dass dies keine Erkrankungen,sondern nur Einbildungen seien, obwohl Sie uns inzwischen anhand von For- schungsergebnissen zeigen können, dass es diese Zu- sammenhänge tatsächlich gibt. Daher meine Frage: Gibt es auch schwere Erkrankungen im psychiatri- schen und neurologischen Bereich,die zeigen,dass die probiotischen Bakterien im Darm eine wesentliche Rolle dabei spielen? Ja, diese Zusammenhänge wurden auch bei anderen psychiatrischen er- krankungen wie dem Autismus erkannt. Außer- dem spielt die Darm-Hirn-Achse bei der ent- stehung von Migräne eine Rolle. Daher ist es durchaus denkbar, dass Probiotika auch bei er- krankungen des nervensystems, insbesondere bei jenen mit einer entzündlichen Komponente, eine Rolle spielen. Welche sind die Zukunftserwartungen der Wissen- schaftswelt an die Probiotische Medizin? In welchen PROMOTIOn AlleRGOsAn Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Vanessa Stadlbauer-Köllner ist Fachärztin für Innere Medizin sowie Gastroenterologie und Hepatologie und beschäftigt sich als assoziierte Professorin der Medizinischen Universität Graz u.a. mit Zusammenhängen zwischen dem Darm-Mikrobiom, der Darmbarriere und der Immun- funktion bei verschiedenen Krank- heitsbildern. Mit ihrem Team führt sie zahlreiche klinische Studien zur Wirkungsweise von Probiotika durch. Fotos:s.Pail/InstitutAllergosan Bereichen gibt es schon klare Ergebnisse und wo erwarten Sie persönlich in den nächsten 5 bis 10 Jahren bereits Auswirkungen auf die Behandlung von Erkrankungen? Durch die rasant fortschreitende technologische entwicklung in der Mikrobiomforschung wird es in absehbarer Zeit gelingen, Pro- biotika mit ganz spezifischen eigenschaf- ten zu entwickeln, die genau auf eine erkrankung zugeschnitten sein werden. schon heute werden Probiotika routine- mäßig bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, infektiösem Durch- fall, vor allem im Kindesalter, antibioti- kaassoziiertem Durchfall oder Reizdarm- syndrom eingesetzt. Für die nahe Zukunft erwarte ich mir insbesondere im Bereich der lebererkrankungen Fortschritte hin- sichtlich der Verbesserung der leberfunk- tion bei leberzirrhose und zur Behand- lung des leberkomas. Unsere Leser interessiert natürlich auch immer die private Einstellung von Top-Ex- perten, deshalb: Welcher ist Ihr persönlicher Zugang zu Probiotika? Haben Sie diese selbst in Verwendung bzw. raten Sie auch Ihrer Familie und Ihren Freunden dazu? Meine Familie und ich selbst, wir verwenden immer wieder Probiotika, z. B. bei Anti- biotika-einnahme. Auch meine Freunde und Bekannten berate ich hinsichtlich der einnahme von Probiotika, und sogar den Hund meiner eltern konnte ich bei einer infektiösen Durchfallerkrankung erfolg- reich mit einem Probiotikum behandeln. Wir bedanken uns ganz herzlich und freuen uns schon auf die nächsten gemeinsamen wis- senschaftlichen Projekte. 0415.NET_Layout 1 17.11.15 10:38 Seite 67 0415.NET_Layout 117.11.1510:38 Seite 67

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